Erde (tǔ) 土 

Die Erde-Energie ist die Energie des Reifens, der Ruhe, des voll entfalteten Potenzials. Aus den vielen Möglichkeiten der Feuerphase sind Dinge Wirklichkeit geworden - wie die Frucht, die von Pflanzen gebildet wird. Im Jahreskreis entspricht dies dem Spätsommer, der einsetzenden Erntezeit, in der Nahrung im Überfluss vorhanden ist und alle Lebewesen gut versorgt sind. Im Lebenszyklus ist es das Erwachsenenalter, in dem die Sicherheit für den eigenen Nachwuchs eine wichtige Rolle spielt. Dafür braucht es vernünftige Planung, eine gute Verwaltung der verfügbaren Ressourcen, das Denken an die Zukunft, aber auch das Genießen des Lebens und des gegenwärtigen Moments. Es geht Verwurzeltsein im Leben, um Stabilität, um das Bewahren des Erreichten - Veränderungen oder große Emotionen bedeuten eher Unsicherheit. Zwischen Yin und Yang steht das Erde-Element in der Mitte, im Zentrum der Ruhe und Stille: Der Mensch ist im Einklang mit sich selbst und dem umgebenden Kosmos.

Für die Nahrungsaufnahme ist natürlich zunächst der Magen zuständig. Dort entsteht in unserer Körperwahrnehmung das Gefühl, satt, schwer und zufrieden zu sein, versorgt mit dem Lebensnotwendigen - nach einem guten Essen brauchen wir nur noch etwas Ruhe. Von dort strahlt das Empfinden von Wärme und Schwere in den ganzen Körper aus. Die Verteilung der Energie aus der Nahrung im Körper ist nach chinesischer Vorstellung die Aufgabe der Milz, die direkt neben dem Magen liegt.

Mit "Nahrung" ist nicht nur Essen und Trinken, sondern auch im übertragenen Sinne geistige und seelische Nahrung und feste und sichere Bindung an andere Menschen gemeint - auch dafür sind Magen und Milz zuständig. Sie sind im Bild des chinesischen Hofstaats die klugen Verwalter.

Jedes Lebewesen strebt danach, in allen Lebensbedürfnissen gut und sicher versorgt zu sein. Menschen haben dafür das vorausschauende Denken, die Vernunft entwickelt, die die chinesische Tradition daher mit Milz und Magen verbindet. Aber auch uns im Westen ist die Intuition, das "Bauchgefühl" nicht fremd, das uns hilft, schnell und sicher zu entscheiden, was gut für uns ist. Im Bauchraum existiert das "Bauchhirn", ein sehr dichtes Geflecht von Neuronen, das an der Entstehung des Bauchgefühls beteiligt ist.

Ist allerdings das Empfinden, körperlich, geistig und emotional gut versorgt zu sein, durch ein Zuwenig oder ein Zuviel gestört, entstehen Sorgen und Grübeln, nächtliche Gedankenkarusselle und Unruhe. Das kann aus einer wirklichen Mangelsituation heraus entstehen, aber auch aus einer Störung der Erde-Energie - selbst Millionäre können Sorgen haben.

Zum Erde-Element gehören die Leitbahnen der Milz und des Magens. Den Verlauf der Leitbahnen kannst du über die Links in den gelungenen kleinen 3D-Animationen von Marko Goltnik auf Youtube verfolgen!